Ich werde oft gefragt ob es mir schwer fällt, meine Bilder wegzugeben, wenn jemand ein Auftragswerk abholt oder ein Bild aus einer Ausstellung kauft.

Meine Antwort ist jedes Mal: „Nein.

Meist sind die Menschen dann überrascht, dass es so leicht für mich ist, meine mit viel Liebe und Hingabe angefertigten Malereien los zu lassen. Aus diesem Grund habe ich beschlossen, einen Tagebuchbeitrag dazu zu schreiben. Vielleicht findet Ihr Euch darin wieder? Wenn ja, freue ich mich über Euer Feedback. 🙂

Neulich habe ich wieder eins meiner Werke aus der Originale-Galerie verkauft: den „Traumfänger“.
Als die neue Besitzerin ihr Bild abholte, sprachen auch wir übers Bilderloslassen. Das Loslassen ist ein Thema, das uns alle auf die eine oder andere Art beschäftigt. Menschen oder Dinge, die wir liebhaben, möchten wir gern bei uns haben. Wenn sich das ändert, tun wir uns manchmal schwer mit dem Wandel. Das ist eine Eigenart des Menschen. Doch viele von uns entdecken immer mehr die erlösende Kraft und das Potenzial, das im Loslassen liegt.

Der „Traumfänger“ ist ein Bild, das mich lange Zeit begleitet hat.
Es entstand 2009 für meine „Universum“-Ausstellung und wanderte seitdem durch viele weitere Ausstellungen. Außerdem hing es auf Messen, auf Kunsthandwerkermärkten in unserem Zauberzelt und zwischendurch immer mal wieder bei uns zuhause an der Wand. Viele Menschen haben es fasziniert beäugt und ernsthaft überlegt, ob sie es kaufen. Doch die „Richtige“ kam erst nach 8 Jahren. Caroline. Hier seht ihr uns bei der Bildübergabe. Es war eine schöne Begegnung. 🙂

Traumfänger Bildübergabe

Es braucht zahlreiche Stunden, um ein Bild entstehen zu lassen.
Aufmerksamkeit, Lebenszeit und -energie, Farben, Materialien und so vieles mehr fließen hinein.
Ein Bild ist wie ein Baby, dessen Entstehung der oder die Malende wie eine Mutter beobachtet und unterstützt.
Wieso fällt es mir dann so leicht, die Bilder „nach der Geburt“ loszulassen?

Das hat mehrere Gründe:

1. Da ich diese Arbeit schon sooo viele Jahre mache und auch seit Beginn meines Lebens male, weiß ich um das Wesen der Kreativität und vertraue ihr.
Ich weiß und spüre in jeder Faser meines Seins, dass die Kreativität unendlich ist. Wahrlich unerschöpflich.
Der einzige, der sich hin und wieder ausruhen muss, ist der Malende. Die Kreativität jedoch könnte endlos weiter fließen. 🙂
Sobald ich ein Bild gemalt habe, steht bereits das nächste in der „Warteschlange“ und freut sich darauf, in die Form gebracht zu werden.
Es herrscht grenzenlose Fülle. Warum also an etwas Einzelnem festhalten, wenn sowieso Alles ununterbrochen fließt?

2. Hinzu kommt, dass ich erkannt habe, dass es mir nicht reicht, Bilder für mich allein zu malen.
Ich will FÜR MENSCHEN malen. Dazu gehört auch, dass ich ihnen die Bilder überreiche und sie loslasse. Denn es sind ja ihre Bilder. Das empfinde ich als meine Aufgabe, meinen Dienst, den ich hier auf der Erde leiste, meinen Job. 🙂
Bevor ein Bild gemalt wird, existiert es auf einer für unsere herkömmlichen fünf Sinne nicht wahrnehmbaren Ebene.
Um ein Bild zu den Menschen zu bringen, stelle ich mich mit all meinen Materialien und meiner Hingabe zur Verfügung. Es ist ein Übersetzen vom bisher nicht Wahrgenommenen ins Wahrnehmbare. Seien es Töne, Bewegungen, Geschmäcker, Düfte, Formen, Farben oder gesprochene Wahrheiten. Viele Menschen fühlen sich gerufen diese Arbeit zu tun – jeder auf seine Weise. So bringen wir das Unsichtbare und das Sichtbare immer näher zusammen. Und wir berühren und beschenken einander mit den Schöpfungen aus unseren Herzen und Händen.

3. Wenn ich ein Bild überreiche, erlebe ich immer wieder, wie freudvoll und dankbar die neuen Besitzer sind.
Sie schätzen mein Werk und meine Arbeit und ich weiß, wenn sie ein Bild mitnehmen, dass mein Baby ein liebevolles Zuhause haben wird. Das macht es noch leichter, Abschied zu nehmen.
Außerdem habe ich das Bild ja eigenhändig gemalt. Somit wohnt jeder einzelne Pinselstrich und jeder Klecks noch in mir und alle meine Zellen werden sich ewig daran erinnern. 🙂

Das wollte ich einfach mal mit Euch teilen. Es ist so schön, im Fluss der Kreativität zu baden. Ich bin zutiefst dankbar für Euch Menschen, die ihr meine Arbeit schätzt und meine Babies so liebhabt.

DANKE.

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